PITZ ALPINE Glacier Trail 2018 – Rückblick

So wie schon die letzten Jahre, nahmen Jürgen und ich auch am diesjährigen Pitz Alpine teil. Der mittlerweile schon traditionelle und wie immer Top-organisierte Trailrunning Bewerb im Pitztal fand am 04. August statt. Für mich war es nun schon die dritte Teilnahme. Nach der 15 km und 26 km Distanz in den vergangenen Jahren stand diesmal die Marathondistanz über den Pitztaler Gletscher mit 45 Kilometern und ca. 3.000 Höhenmetern auf dem Programm. Da es für uns erstmalig über eine solche lange Distanz ging war unser oberstes Ziel im Vorfeld, das Ziel als Finisher zu erreichen. Die realistische Zielzeit legten wir mit ca. 10 Stunden fest.

Nach mehrwöchiger Vorbereitungs- und Trainingsphase reiste ich am Freitag, einen Tag vor dem Rennen, mit dem Zug nach Innsbruck zu Jürgen der mich nach der Ankunft vom Bahnhof abholte. Von dort fuhren wir dann direkt nach Mandarfen ins Pitztal wo wir unsere Unterkunft, direkt am Start- und Zielgelände, bezogen. Mit dabei auch zwei Arbeitskolleginnen von Jürgen die ebenfalls am Bewerb teilnahmen. In Mandarfen angekommen machten wir uns unmittelbar auf zur Startnummernausgabe und zum Ausrüstungscheck. Nach einer Stärkung im Zielgelände ging es aufs Zimmer wo wir unsere letzten Vorbereitungen für das Rennen am nächsten Tag tätigten.

Der Startzeit um 05:00 Uhr geschuldet ging es früh ins Bett. Bereits um 03:30 Uhr hieß es Tagwache, gleichbedeutend mit dem Startsignal der 100 u. 90 Kilometer-Bewerbe. Nach dem Athletenfrühstück ging es nochmals kurz zurück ins Zimmer wo wir uns final für das Rennen vorbereiteten, was jedoch nicht ganz reibunslos verlief. So mussten wir Jürgens Trinksack behelfsmäßig mit einem Tape abkleben, da er seinen Verschluss zuhause vergessen hatte. Dies gelang leider nicht ganz perfekt und es kam leider immer zu einem leichten Wasseraustritt. Jürgen machte das Beste draus, gab es ohnehin keine Alternative…

Um 04:30 Uhr trafen wir dann am Startgelände ein, wo wir uns der letzten Ausrüstungskontrolle unterzogen. Nun sollten es nur noch wenige Minuten sein bis auch für uns um Punkt 05:00 Uhr die Startkanone ertönte und das sportliche Abenteuer P42-Glacier für uns begann…

Unter dem Schein unserer Stirnlampen machten wir uns zusammen mit ca. 200 anderen Teilnehmern auf dem Weg. Gleich zu Beginn ging es über einen leicht hügeligen Feldweg in Richtung der Talstation der Gletscherbahn wo gleich der lange Anstieg hoch zum Gletscher auf uns wartete. Es wurde gleich vom Start weg ein hohes Tempo angeschlagen, was uns aufgrund der für diese Uhrzeit schon hohen Temperaturen, in Schwitzen brachte. Zu Beginn des ersten Anstieges hoch zur Scharte des Mittagskogels waren die Positionen bezogen und wir konnten unser Tempo gehen. Wie immer schlug Jürgen ein rhytmisches Tempo an, dem ich problemlos folgen konnte. Serpentine für Serpentine ging es den Steig immer weiter nach oben bis wir nach einer längeren leicht ansteigenden Querung den Grat hinauf zum Mittagskogels erreichten. Von hier an führte der Steig nun immer steiler werdend die letzten 300 Hm zum höchsten Punkt. Der Anstieg war nicht ohne und wurde Meter für Meter immer anstrengender. Jedoch konnten wir unser gleichmäßiges Tempo halten. Und so erreichten wir nach ca. 2 1/2 Stunden die Scharte zum Mittagskogel auf 3.070 m Seehöhe. Nach einem kurzen Genießen der ersten Sonnenstrahlen machten wir uns nun im Laufschritt leicht abfallend hinunter zum Gletscherskigebiet wo sich auch die erste Labestation befand. Nach der Aufnahme einiger kleinen Powersnacks liefen wir einige Minuten weiter, ehe uns das „Highlight“ der Etappe, die Gletscherquerung in Richtung Braunschweigerhütte, erwartete. Beim Einstieg zum Eisfeld tummelten sich schon zahlreich Läufer die sich eifrig die Schuhspikes anlegten. Mit Vorfreude auf diese Teilstrecke machten wir dasselbe und zogen unsere Snowline-Spikes auf, für mich der erste Einsatz. Problemlos und zügig war das Prozedere abgeschlossen und wir konnten in der Folge die Querung über das Eisfeld, in kontrolliertem Lauftempo, in Angriff nehmen. Nach ca. 1 Kilometer war der Spaß leider auch schon wieder zu Ende und die Spikes wurden wieder im Laufrucksack verstaut. Es ging weiter ca. 100 Höhenmeter hoch zur Braunschweigerhütte. Dort angekommen führte der Weg über einen Steig mit teils technischen Passagen welche hohe Konzentration erforderte. Jürgen konnte bergab ein schnelleres Tempo anschlagen und hängte mich deutlich ab, wartete aber immer wieder auf mich. Unten angekommen führte uns der Weg weiter leicht abfallend wieder in den Start bzw. Zielbereich in Mandarfen wo sich auch wieder eine Labestation befand. Hier hielten wir uns einige Minuten auf und füllten unsere Trinkbeutel wieder auf und versuchten mit kleinen Snacks unsere Kohlehydratspeicher aufzufüllen. Denn es wartete in weiterer Folge die 26 Kilometerschleife auf uns, die wir ja vom letzten Jahr bestens kannten. Wir machten uns also wieder auf und nahmen den Anstieg hinauf zum Rifflsee in Angriff. Der ca. 800 hm Anstieg lag mittlerweile komplett in der Sonne und trieb uns die Schweißperlen auf die Stirn.

Oben angekommen machten wir wieder kurz an der Labestation bei der Sunna-Alm halt ehe es weiter vorbei am Rifflsee hinauf Richtung Prodersee ging. Bei mir machten sich ab diesem Zeitpunkt bereits leichte Ermüdungserscheinungen bemerkbar und musste mein Tempo etwas reduzieren. Jürgen hatte keine Probleme und machte einen gewohnt fitten Eindruck und konnte ein deutlich höheres Tempo gehen. Am Checkpoint an der Weggabelung zum Fuldauer-Höhenweg wartete Jürgen auf mich. Nach einer kurzen Verschnaufpause ging es nun den ca. 7 km langen und immer leicht anseigenden Höhenweg weiter in Richtung Taschachhaus. Etwa auf der Hälfte hatte ich einen weiteren leichten Einbruch. Zwar fühlte sich meine Muskulatur recht gut an, allerdings hatte ich Probleme mit der Atmung und der Sauerstoffaufnahme. Mit ein Grund war neben der eintretenden Erschöpfung sicherlich auch die Höhenlage. Trotz allem war ich aber nie vor einer möglichen Aufgabe. Ich versuchte keine Pausen einzulegen und ein für mich passendes Tempo weiterzugehen. Leider bremste ich dadurch Jürgen, der ein deutlich schnelleres Tempo gehen hätte können. Am Ende des Höhenweges wartete noch der kurze Klettersteig auf uns dessen Anstieg zwar kurz, aber nach dieser Distanz nochmals stark in den Beinen schmerzte. Oben angekommen war das Taschachhaus und gleichzeitig die letzte Labestation vor unseren Augen. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich mein Leistungsloch irgendwie wieder überwunden und ich fühlte mich wieder deutlich fitter und konnte nach der Labe den Abstieg mit Jürgen wieder problemlos in Angriff nehmen. Nun lagen noch ca. 7 km zwischen uns und dem Ziel. Im Laufschritt ging es also talauswärts und schließlich konnten wir, unter lautstarker Begrüßung durch den Platzsprecher, nach exakt 10 Stunden und 27 Minuten die Ziellinie überqueren und den Pitz Alpine P42-Glacier finishen!

Durch meinen zwischenzeitlichen Einbruch verpassten wir zwar unsere vorgenommene Zielzeit von 10 Stunden, dennoch überwog der Stolz diesen anspruchsvollen Bewerb geschafft zu haben!

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