Es sind nun schon ein paar Wochen vergangen, als von 10.-13. Juli die Salomon4Trails stattgefunden haben. Haben Jürgen und ich die letzten Jahre immer beim „Pitz Alpine“ im Pitztal teilgenommen, so hatten wir uns für dieses Jahr für die Teilnahme am 4Trails entschieden um uns einer neuen Herausforderung zu stellen. Da die 4Trails einige Jahre nicht stattgefunden haben, so kam es heuer sozusagen zu einer Neuauflage des bekannten Etappenrennens, welches sich zum Ziel gesetzt hat nach 4 Jahren im Endziel Gardasee anzukommen. Um vermehrt auch ambitionierte Hobbyläufer für dieses Event zu gewinnen, wurden gegenüber den früheren Veranstaltungen, die Etappenlängen angepasst und verkürzt was uns schlussendlich auch dazu bewogen hat an den 4Trails teilzunehmen. Für uns war es das erste Etappenrennen über mehrere Tage.
10.07.19 – STAGE 1 / Seefeld-Leutasch / 25,4 km / 1.557 hm Auf / 1.590 hm Ab
Bei angenehmen Wetterbedingungen erfolgte um 09:00 der Startschuss in Seefeld zur ersten Etappe. Es war die längste von den vier Etappen. Zuerst ging es quer durch Seefeld in Richtung Talstation der Rosshütte-Bergbahnen. Es folgte nun der erste Anstieg über ca. 800 vorbei an der Rosshütte hinauf zum Seefelder Joch auf 2.060 m. Wir schlugen ein gleichmäßiges Tempo an was wir problemlos durchhalten konnten. Am Joch angekommen ging es nun einen steilen Steig bergab in Richtung Gießenbergtal. Wir machten auf dem technisch anspruchsvollen Weg gut Tempo und konnten einige Athleten überholen und hinter uns lassen. Auf einer Schotterstraße führte der Weg durch das schöne Gießenbachtal stets leicht abfallend nach Gießenbach, wo die 2. Labestation auf uns wartete. Wir nahmen uns die Zeit um uns zu stärken und unsere Trinkbeutel aufzufüllen. Es folgte nun der finale Anstieg mit ca. 500 hm auf den Hohen Stich. Wir konnten auch diesen Anstieg mit einem gleichmäßigen Tempo übwerwinden. Jedoch wurden die Beine merkbar schwerer, hatte wir zu diesem Zeitpunkt immerhin schon ca. 20 km Wegdistanz hinter uns. Vom Gipel ging es fortan eine Forstrasse bergab in Richtung Zielort Leutasch. Je näher wir dem Ziel kamen umso schwerer wurden unsere Beine. In Leutasch angekommen führte der Weg noch ca. 2 Kilometer durch den Ort ins Ziel. Im Nachhinein betrachtet war dieser letzte flache Kilometer für mich einer der Härtesten Phasen im ganzen Rennen. Dennoch erreichten wir, zwar etwas abgekämpft, aber zufrieden das Ziel nach 04:20 Stunden.
11.07.19 – STAGE 2 / Leutasch-Wildermieming / 22,9 km / 1.279 hm Auf / 1.534 hm Ab
Die zweite Etappe führte von Wildermieming die ersten 10 Kilometer stets ansteigend durch das Gaistal zur ersten Verpflegunsstelle an der Gaistalalm. Bis auf ein paar steilere Anstiege konnten wir großteils alles laufen. Da die Strecke aber stets ansteigend war, war diese Phase der Etappe für mich relativ hart und ich brauchte einige Kilometer bis meine Beine etwas lockerer wurden. Nach der V1 bei der Gaistalm folgte nun der lange steile Anstieg mit ca. 700 hm hinauf auf die Niedere Munde. Ich fühlte mich nun deutlich besser und konnte zusammen mit Jürgen ein gleichmäßiges und zügiges Tempo gehen. Der Anstieg hatte es dennoch in sich, bot er keine flacheren Passagen um sich etwas zu erholen. Es ging kontinuierlich ansteigend nach oben in Richtung Gipfel. Mit dem Gipfel erreichten wir auch den höchsten Punkt der heutigen Etappe. Von nun an folgte eine ca. 10 km lange Abwärtspassage in Richtung Ziel. Bereits zu Beginn dieser Etappe klagte Jürgen über Kniebeschwerden und Schmerzen. Leider nahmen die Schmerzen im Laufe des Abstieges immer stärker zu, sodass Jürgen bald gar nicht mehr wirklich laufen konnte. Er versuchte zwar noch alles und kämpfte noch weiter. Kurz vor der V2 an der Alplhütte wurden die Schmerzen leider so stark, dass sich Jürgen entschloss aus dem Rennen auszusteigen. Zuerst wollte ich nicht alleine weiterlaufen, waren wir ja im Team unterwegs. Jürgen hat aber darauf bestanden, dass ich mein Rennen ohne ihn fortsetzen soll, was ich dann schlussendlich tat. Etwas traurig lief ich also ab der V2 die letzten 5 Kilometer alleine in Richtung Ziel. Ich fühlte mich gut und konnte bergab ein für mich gutes Tempo anschlagen. Nach 04:20 Stunden erreichte ich bei leichtem Regen das Ziel in Wildermieming. Jürgen wurde durch die Crew nach dem Ende der Etappe mit dem Auto von der V2 ins Zielgelände gebracht. Zwar war ich glücklich auch die zweite Etappe gut gefinished zu haben, überwog natürlich die Enttäuschung dass Jürgen aufgeben musste!
12.07.19 – STAGE 3 / Wildermieming-Nassereith / 23,9 km / 1.300 hm Auf / 1.300 hm Ab
Die dritte Etappe musste ich nun ohne Jürgen in Angriff nehmen. Bei leichtem Regen erfolgte der Start in Wildermieming. Die ersten 3-4 Kilometer führte die Strecke schon leicht ansteigend über Schotterstraßen leicht ansteigend vorbei an der Stöttlbrücke und nach ca. 230 Höhenmetern zur ersten Versorgunsstelle „Boasligbrücke“. Hier waren die ersten 5 Kilometer Wegdistanz geschafft. Von nun an wurde es steil und es Begann die größte Herausforderung dieser Etappe, nämlich der durchwegs steile, über eine Geröllhalde führende Anstieg hinauf auf das Hölltörl auf 2.100 m Seehöhe. Ab der V1 fing es stärker an zu Regnen und meine Regenjacke kam zum Einsatz. Das Wetter machte mir aber wenig aus, fand die Bedingungen sogar als sehr angenehm. Ich fühlte mich an diesem Tag sehr gut und führte eine kleine Gruppe in Richtung des höchsten Punktes der Strecke. Kurz unterhalb des Jochs merkte man die Seehöhe und es wurde spürbar kälter, sodass seitens der Rennleitung das Tragen einer Haube + Überziehjacke verpflichtend angeordnet wurde. Ich konnte bis nach oben halten und machte mich nach 1.400 Aufstiegsmetern zufrieden wieder in Richtung Tal. Es folgte ein 10 Kilometer langes Teilstück bergab ins Ziel nach Nassereith. Den großteil dieses Teilstücks war ich mehr oder weniger auf mich alleine gestellt, da sich das Feld nun weit ausgedehnt hatte. Ich versuchte bergab ein für mich hohes Tempo anzugehen da ich noch überraschend lockere Beine hatte. Nach Gesamt 03:30 Stunden erreichte ich stolz und zufrieden das Ziel in Nassereith wo auch Jürgen auf mich wartete. Etwas durchnässt aber gut gelaunt ging es mit dem Bus retour ins Hotel nach Tarrenz.
13.07.19 – STAGE 4 / Nassereith-Imst / 23,7 km / 1.400 hm Auf / 1.400 hm Ab
Es war soweit – die finale Etappe der 4Trails stand auf dem Programm, welche uns von Nassereith ins Ziel nach Imst führen sollte. Nach gut einem flachen Kilometer erreichte das Feld den Anstieg hinauf zum „Bremastall“ wo sich auch die V1 befand. Da es sich dabei um einen schmalen Steig handelte stellte sich der Einstieg als richtiges Nadelöhr heraus. Da das Feld noch knapp beisammen war entstand für den Haupteil der Gruppe eine mehrminütige Wartezeit ehe es weiter ging. Über einen steilen Waldweg ging es Meter für Meter nach oben. Zu diesem Zeitpunkt merkte ich noch die gestrige „Königsetappe“ in den Beinen und ich mühte mich den Steig nach oben. Nach ca. 670 Austiegsmetern erreichte ich die V1. Von da an wurde das Gelände etwas flacher und die Strecke führte über schöne Almwiesen. Für mich war dieser Teilabschnitt sicherlich landschaftlich der schönste Abschnitt der ganzen 4 Tage! Von nun an wurde das Wetter immer schöner und die Temperaturen stiegen an. Nach ca. 890 Höhenmetern erreichte ich den höchsten Punkt der Etappe, das „Sinnesgatter“ auf 1.674 m Seehöhe wo uns der Rennleiter motivierend erwartete. Es folgte nun ein Bergabstück hinunter nach Obtarrenz wo sich nach 14 Kilometern der Distanz die 2. Versorgungsstelle wartete. Hier verbrachte ich ein paar Minuten und verpflegte mich in aller Ruhe bevor ich die restlichen 10 Kilometer bis ins Ziel in Angriff nahm. Dieser letzte Teilabschnitt führte hügelig, immer mit kurzen knackigen Gegenanstiegen in Richtung Imst. Vorbei am Schloss Starkenberg fehlten noch ca. 3 Kilometer bis ins Ziel. Das Ziel rückte in greifbare Nähe! Auf dem hügeligen Terrain wurden die Beine immer schwerer und die Muskulatur fing an zu zwicken und es wurde langsam zur Kopfsache. Das Ziel vor Augen überwand ich den inneren Schweinehund und versuchte den Laufschritt aufrecht zu erhalten um im Fluss zu bleiben – ja nicht nachlassen und zu gehen beginnen! In einer kleinen Gruppe erreichte ich Imst wo es nun noch den letzten Kilometer bergab zum Marktplatz nach Imst ging wo sich das Ziel befand, welches ich nach Gesamt 03:37 Stunden erreichte. Im Ziel empfing mich auch Jürgen und ich nahm stolz die Finisher-Medaille in Empfang!
Es war ein super Event, mit abwechslungsreichen Etappen und vor allem Top organisiert! Ich selbst bin stolz dieses anspruchsvolles und herausfordernde Etappenrennen gefinished zu haben. Am Ende mussten 95 Kilometer Wegstrecke und 5.600 Aufstiegsmeter bewältigt werden. Wäre aber natürlich um vieles schöner gewesen, hätte ich das Ziel zusammen mit Jürgen erreicht! Das bleibt im Nachhinein als einziger Wehrmutstropfen!!!